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Kinderhotels

1/5/2000

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Erschienen im Hotel-Journal im Frühjahr 2000

Kinderfreundliche Hotels

"Nur Mickeymouse-Schnitzel und Sirup genügen nicht!"
FABRICE MÜLLER
Das Zimmer ist zum Spielen zu eng. Im Gang dürfen Marc und Sybille nicht herumrennen, weil es die anderen Gäste stört. Im Aufenthaltsraum wollen die Erwachsenen lesen. Und beim Abendessen ist wieder mal schlechte Stimmung angesagt, nur wegen dem verschütteten Sirup auf der weissen Tischdecke. Wie jedes Jahr in den Ferien. Kinder im Hotel – ein Alptraum für Eltern und Hotelier? Dies muss nicht sein. Ferien mit Kindern können für Eltern zu einem unvergesslichen Erlebnisund für Hoteliers einer vielversprechenden Marktlücke werden. Dies beweist der 1977 gegründete "Klub kinderfreundlicher Schweizer Hotels", dem heute rund 20 Betriebe angeschlossen sind.
Kostenlose Betreuung
Um Mitglied in Verein zu werden, müssen bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllt werden. Gemäss Statuten verpflichten sich die Hotels zur kostenlosen Betreuung von Kindern ab 3 Jahren durch ausgebildetes Fachpersonal während mindestens fünf Tagen pro Woche und acht Stunden täglich, davon 24 Stunden pro Wochen im eigens dafür eingerichteten Spielzimmer. Eine Spielwiese mit Geräten muss vorhanden sein. Kindergerechte Ernähung, Essenszeiten und Einrichtungsgegenstände sowie eine Kochgelegenheit für Säuglingsnahrung sind weitere Statutenbedingungen. Betreuung ist nicht nur als Hüten zu verstehen, sie schliesst das Organisieren von Ferienerlebnissen und –abenteuern mit ein. Und doch ist jedes Hotel anders, jedes hat seine eigene Spezialität von Kinderfreundlichkeit.
Der Entscheid war goldrichtig
Alles begann eines Abends, als ein kleines Mädchen am Esstisch im Hotel Bellevue in Braunwald zu "täupeln" begann. Zu seiner Beruhigung versprach der Hotelier Martin Vogel, dem Kind eine Gute-Nacht-Geschichte nach dem Essen zu erzählen. Am folgenden Tag stellte das Mädchen die unweigerliche Frage: "Wenn ich wieder brav bin, erzählst Du mir dann noch eine Geschichte?" Nun hörten noch weitere Kinder dem Märchenonkel zu. Dieses Märchenstunde war der Ursprung des Klubs kinderfreundlicher Hotels. Vogel, der gebürtige Glarner aus alteingesessener Hotelierdynastie, macht beispielhaft vor, was ein ideenreicher Gastwirt mit einem 86 Jahre alten Haus fertigbringen kann. Der Entscheid, voll auf Kinder zu setzen, war goldrichtig: Auch in der Zwischensaison ist das "Bellevue" ausgebucht. Das Hotel hat sich geradezu zu einem Mekka für Kinder entwickelt. Hier stehen die Kinder nicht nur in der Hochglanz-Werbebroschüre im Mittelpunkt. Schon bei der Ankunft werden sie herzlich und speziell begrüsst. Sie erhalten einen eigenen Jeton für die Kinderbar, speisen in einem speziellen Saal, toben sich auf dem riesigen Luftschloss-Trampolin, dem Abenteuerspielplatz oder im Hallenbad mit Rutschbahn aus, und haben neben dem Märchenonkel eigenes Personal, das sich um ihr Wohlbefinden kümmert. Auch die kleinen Details, die den Kinderurlaub angenehmer gestalten, machen es aus, wie zum Beispiel kleinere Waschbecken und Kindertoiletten, eigene Geländer auf Kinderhöhe, oder eine Fundgrube, in der all das am Abend zusammengetragen wird, was die Kleinen so den Tag über verlegt haben. Die Erwachsenen kommen ebenfalls auf ihre Kosten: Das Haus hat viele Ruhezonen, eine "Whisky-Apotheke" mit über 200 verschiedenen Sorten und stilvolle Salons. Und im Vogelschen Showblock greift die Ehefrau in die Tasten und der Märchenonkel begleitet auf der Handorgel.
Das Märchenhotel verquickt einen Hauch von Zauberberg mit der fröhlichen Atmosphäre, die Kinder in ein Haus tragen. "Nur Mickeymouse-Schnitzel und Sirup genügen nicht, um die Anforderungen eines kinderfreundlichen Hotels zu erfüllen", betonen Lydia und Martin Vogel. "Ein solches Hotel kann nicht von einem Tag auf den andern entstehen. Es muss organisch wachsen." Ohne überdurchschnittliches Engagement, eine Dosis Show- und Animationstalent, nie enden wollende Ideen und natürlich Freude am Umgang mit Kindern wäre ein solches Projekt kaum erfolgreich. Vogel brachte mit seinen Ideen frischen Wind in die Hotellerie. Und er hat bewiesen: Wer auf Kinder setzt, hat Erfolg.
Globi-Schloss in Disentis
Dies durfte auch Ulrich Stümpfig von Disentiserhof in Disentis erfahren. Er eröffnete 1998 das Globi-Hotel im Schlösschen gleich neben dem Viersternhotel. Die Jahre zuvor sahen für den Disentiserhof nicht sehr rosig aus. Die Auslastungen liessen zu wünschen übrig. Als dann der 66. Globi-Band "Hotel Globi" im Globi-Verlag erschien, kam man auf die glorreiche Idee, Globi zur Leitfigur des Disentiserhofs zu machen. Für 1,2 Millionen Franken wurde das Schlösschen – welches dem früheren Direktorenehepaar als Wohnung und Büro gedient hatte – in ein Globi-Schloss umgewandelt. Das Gebäude wurde vollständig ausgeräumt und auf Globi getrimmt. Die Zimmer sind entweder rot-schwarz tapeziert, an anderen Wänden finden sich ganze Globi-Geschichten. Der Heizraum wurde in eine Räuberhöhle umgewandelt. Dann gibt es auch ein Globi-Museum, ein Lego-Zimmer, ein Märlizimmer, einen Theatersaal, usw. Im obersten Stock und in den Türmchen wurden 23 Schlafplätze eingerichtet. Im angrenzenden Garten stehen ein Tippi und ein Ritterzelt. Zusammen mit Sponsoren wie Lego, Musikhaus Jecklin, Polaroid, den Bergbahnen Disentis und anderen konnten Stümpfig das Schlössli in ein Kinderparadies umwandeln. "Wir rechneten mit einem Zuwachs von höchstens 12 Prozent – eine Zahl, die bei weitem übertroffen wurde. Doch wir sind noch lange nicht fertig..."
Ferien mit – nicht von Kindern machen
Vom Feuer der Kinderhoteliers angesteckt, wagten das Ehepaar Kalbermatten vom Hotel Edelweiss in Blatten (Lötschental) den Schritt in Richtung Kinderhotel und traten dem Verein bei. Der Aufenthaltsraum wurde zum Spielzimmer umfunktioniert; direkt beim Haus erstellt die Gemeinde einen grosszügigen Kinderspielplatz; die Speisekarte wurde angepasst, und bei der Renovation der Badezimmer wird an die Bedürfnisse der Kinder gedacht; die Doppelzimmer werden mit direkten Türen verbunden. "Familien mit einen kleineren Ferienbudget sollen bei uns ebenso willkommen sein wie finanzkräftigere Familien. Unsere Kinderbetreuung zielt darauf ab, dass die Eltern Ferien mit Kindern und nicht von den Kindern machen. Wir bieten pro Woche zwei Halbtagesprogramme für die ganze Familie. Ausserdem werden wir nun auch die Hebel in der Region ansetzen müssen, sollte doch auch ausserhalb des Hauses ein gewisses Familienprogramm vorhanden sein."
Informationen:
Klub kinderfreundlicher Schweizer Hotels, 8784 Braunwald. Tel. 055 643 38 44, Internet: Fehler! Textmarke nicht definiert.
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Gefängnisbesuch

8/4/2000

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Erschienen in der Neuen Zürcher Zeitung am 8. April 2000

Menschen, die das Gespräch mit Kriminellen suchen.
Einblick in eine Welt, die niemand sehen will.

Ein Kadermitarbeiter einer Grossbank, seine Ehefrau und die Schwester eines Benedikterinnen-Klosters begegnen regelmässig den Gefangenen der Strafanstalt Bostadel in Menzingen ZG. Eine Aufgabe, um die sich niemand reisst.
Von Fabrice Müller
Für einmal ist alles wie im Film. Schleusen und Sicherheitstüren müssen passiert werden. Keine Türe öffnet sich, bevor nicht die andere ins Schloss fällt. Den hochempfindlichen Metalldetektoren entgeht keine Gürtelschnalle, kein Nägelchen im Schuh, nichts. Jede Bewegung, jeder verdächtige Blick wird von den allgegenwärtigen Videokameras erfasst und aufgezeichnet. Durch endlose, bunkerähnliche Betongänge schreitet man, um ins unheimliche Innere zu gelangen. Alles hallt – die Schritte, die schweren Sicherheitstüren, das eigene Räuspern. 15 Minuten dauert die Prozedur. 15 Minuten zwischen zwei Welten. Um 18.30 Uhr werden die Zellentüren geöffnet. Zirka 25 Gefangene treten heraus. Alle geduscht und chic gekleidet. Einmal im Monat treffen sich zwischen 25 und 35 Insassen der interkantonalen Strafanstalt Bostadel in Menzingen ZG mit den rund 16 Frauen und Männern der "Gesprächsgruppe Bostadel", um für zwei Stunden mit einem Menschen aus der "anderen Welt" über ihre Sorgen und Gefühle zu sprechen. Die Gesprächsgruppe Bostadel wurde vor 20 Jahren gegründet und ist eine Vereinigung sozial engagierter Erwachsener, die sich verpflichtet haben, regelmässig an Gesprächsabenden im Gefängnis teilzunehmen. Die Teilnehmer der Gruppe repräsentieren ein "kleines Stück normale Welt" in einem Umfeld, das sich eigene Gesetzmässigkeiten und Verhaltensmuster gegeben hat.
Unbekannte Seite der Gesellschaft
Edgar Granacher (57) aus Fällanden ZH engagiert sich seit 13 Jahren in dieser Gesprächsgruppe, nachdem er von einem Mitglied angefragt wurde, ob ihn diese Aufgabe nicht reizen würde. "Ich hatte schon immer eine soziale Ader, unter anderem bedingt durch mein Studium als Sozialpädagoge." Granacher arbeitet allerdings seit 30 Jahren im Kreditmanagement einer Schweizer Grossbank. "Mein Weltbild war mir zu einseitig. In meinem beruflichen und privaten Umfeld hatte ich nie mit dieser anderen Welt – jener der Straffälligen – zu tun. Ich wollte diese unbekannte Seite unserer Gesellschaft ebenfalls kennenlernen. Nicht aus Neugierde, sondern, um einen Beitrag zu leisten, um etwas Positives anzustossen." Sechs Jahre später entschloss sich auch seine Ehefrau Elisabeth (52), der Gruppe beizutreten. "Ich war zuerst sehr skeptisch, auf was sich mein Mann da eingelassen hatte. Zuerst traute ich mir dies gar nicht zu. Ich stellte es mir bedrohlich und belastend vor. Inzwischen sind jedoch schöne Beziehungen entstanden."
Starke Hierarchie, je nach Delikt
Die Mitglieder der Gesprächsgruppe sitzen zu zweit oder in kleinen Grüppchen mit den Gefangenen an Tischen. Letztere bestimmen das Thema. Oberstes Gebot für die Gruppenmitglieder: Über das Delikt wird nur gesprochen, wenn es der Gefangene wünscht. "Für viele Häftlinge ist es unmöglich, über ihre Tat zu reden. Andere haben gar keine Mühe damit. Häufig verändern sich ihre Versionen des Tathergangs, je länger sie im Gefängnis sind – sie werden dabei in der Regel immer unschuldiger", erzählt Granacher und fährt fort: "In den ersten sechs Jahren wandeln sich die Persönlichkeiten der Gefangenen stark – häufig im negativen Sinne. Alles wird ihnen vorgeschrieben. Ein Gefangener erzählte mir, er komme sich vor wie in einem Kühlschrank. Er möchte sich gar nicht positiv verändern. Er warte nur, bis die Zeit vorüber ist." Unter den Häftlingen herrscht zudem eine starke Hierarchie, je nach Delikt. Als besonders "edel" gelten offenbar Raubmorde und Überfälle. Auf der untersten Stufe bewegen sich die Sexualtäter. Elisabeth Granacher begleitet einen jungen Mann, der ein solches Verbrechen "der untersten Stufe" begangen hat. "Auf diese Gefangene wird gespuckt. Sie werden verachtet und gemieden, mit ihnen spricht sonst fast niemand." Die Mehrzahl der Insassen sind ausländischer Nationalität. Die meisten im Alter zwischen 20 und 35 Jahren mit einer wenig erfreulichen Kindheit. Viele von ihnen wurden wegen Drogenhandel oder Blutrache sprich Mord an Landsleuten in den Bostadel eingeliefert. Besonders unter den ausländischen Gefangenen können immer wieder Spannungen entstehen. "Während des Kosovo-Krieges wagten sich die serbischen Häftlinge nicht mehr in den Esssaal – aus Angst, von den zahlenmässig überlegenen Kosovo-Albanern angegriffen zu werden." Ein weiteres Problem stellt für viele Häftlinge die bevorstehende Entlassung in die Freiheit dar, so erstaunlich es klingen mag. Ausserhalb der Gefängnismauern wartet auf sie meist eine Welt ohne Bezugspersonen, da die Beziehungen während der Haft meistens in die Brüche gehen. Zwar erhalten die Entlassenen ein Startkapital, das sie jedoch nicht selten zur Tilgung früherer Schulden benötigen. Ausserdem ist es alles andere als einfach für einen Haftentlassenen, eine anständige Arbeit zu finden. Elisabeth Granacher kritisiert, dass viele Gefangene gar nie richtig gelernt haben, sich in die Gesellschaft zu integrieren. "Ich erinnere mich an einen jungen Mann, mit dem wir während der Haft regelmässigen Kontakt hatten. Als er entlassen wurde, mussten wir feststellen, dass er seinem neuen Leben in der Freiheit noch nicht gewachsen war."
Am Anfang nachts kein Auge zugetan
Edgar und Elisabeth Granacher stehen immer wieder in Verbindung mit ehemaligen Gefangenen aus dem Bostadel. Zum Beispiel mit jenem Mann, dessen Frau auch während seiner Haft zu ihm hielt, so dass er nun ein neues Leben aufbauen konnte. "Während der Haftzeit wandte er sich dem Buddhismus zu; so fand er einen neuen Lebensinhalt und wurde zu einem anderem Menschen. Auf die anderen Häftlinge hatte er einen grossen Einfluss. Der Mann ist einen langen Weg gegangen. Nun lebt er wieder mit seiner Frau zusammen. Doch der Integrationsprozess ist noch nicht abgeschlossen." Der Kontakt zu den Gefangenen geht an den Mitgliedern der Besuchergruppe nicht immer spurlos vorbei. "Am Anfang habe ich nachts häufig kein Auge zugetan", erzählt Edgar Granacher, der zusammen mit seiner Frau in der Meditation die nötige Verankerung findet. Sie hilft ihnen bei der Verarbeitung der zum Teil belastenden Gespräche mit den Gefangenen. Granacher erinnert sich, als er jenem jungen Mann gegenüber sass, der eine junge Frau im Auto erdrosselte. "Ich lass in der Zeitung über diese entsetzliche Tat. Und Wochen später sass der Täter plötzlich vor mir – das war schon <heavy>." Angst brauche man aber nicht zu haben. Elisabeth Granacher empfand allerdings eine Situation bedrohlich, als anlässlich einer Weihnachtsfeier einer der Gefangenen aggressiv wurde: "Damals wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass diese Leute auch mal durchbrennen können. Normalerweise hat man nicht das Gefühl, man sitze vor einem Täter." Für den Erfahrungsaustausch bespricht sich die Gruppe unmittelbar nach dem Verabschieden der Gesprächsteilnehmer. Für die eigene Weiterbildung findet zweimal jährlich ein Treffen statt. In einem Gespräch mit dem Leiter der Gruppe wird die Eignung neuer Mitglieder abgeklärt. "Man muss sich gut überlegen, ob man dieser Aufgabe gewachsen ist. Es braucht Offenheit und Toleranz gegenüber den Gesprächspartnern, sowie ein soziales Interesse. Speziell die weiblichen Teilnehmerinnen sind extrem der Begierde der Insassen ausgesetzt. Eine gewisse Distanz schützt Teilnehmerinnen und Gefangene vor einer belastenden Beziehung und Abhängigkeit."
<Wenn du da bist, geht es uns immer gut.>
Schwester Reginalda Suter (66) vom Benedikterinnen-Kloster Heiligkreuz in Cham ZG kann sich noch gut an ihren ersten Tag im Bostadel erinnern: "Ich lief durch einen langen Gang. Irgendwie erinnerte es mich an unser Kloster – das Gebäude wurde in der selben Zeit erbaut und besitzt ebenfalls endlos lange Gänge. Die Gefangenen sassen zum Teil auf den Bänken vor der Telefonkabine oder warteten auf das Essen. Ich begrüsste sie und fand schnell Zugang zu ihnen. Ein Moslem kam auf mich zu und sagte: <Es ist uns eine grosse Ehre, dass sie zu uns kommen.>" Das war vor achteinhalb Jahren. Im September 1991 trat Schwester Reginalda ihre Stelle als Gefängnisseelsorgerin in der interkantonalen Strafanstalt Bostadel an. Eine Aufgabe, die offenbar nicht jedermanns oder jederfrau Sache ist, suchte doch die Gefängnisleitung bereits seit zwei Jahren vergeblich nach einer entsprechenden Person. "Eine Freundin machte mich auf die freie Stelle aufmerksam. Ich war interessiert und bewarb mich." Vor rund drei Jahren wurde sie auch vom Zuger Gefängnis Aabach für dieselbe Aufgabe angefragt und eingestellt. Ein mutiger Schritt. Mit grosser Sicherheit ist Schwester Reginalda die einzige Klosterfrau in der Schweiz, die als Gefängnisseelsorgerin in einer Strafanstalt für Männer im Einsatz steht. Bereut scheint sie ihren Entscheid nie zu haben. "Die Arbeit mit den Gefangenen brachte mir einen sehr weiten Horizont. Ich begegne diesen Menschen am Rand der Gesellschaft mit Verständnis und Liebe. Das ist für sie nicht selbstverständlich." Wenn Schwester Reginalda von den Gefangenen im Bostadel erzählt, spricht sie oft von "meinen Buben". Und für viele der Häftlinge ist sie einfach wie eine Mutter, die zweimal in der Woche nur für sie da ist. Vor allem die Männer aus den Oststaaten haben eine besonders intensive Beziehung zu ihren Müttern. "Manchmal sagen sie zu mir: <Wenn du da bist, geht es uns immer gut.>", berichtet die Gefängnisseelsorgerin. Hin und wieder nütze sie ihre Mutterrolle auch aus, nämlich dann, wenn sie ihren Schützlingen ins Gewissen reden muss. Nicht alle Gefangenen suchen jedoch das Gespräch mit der Seelsorgerin, aus Angst, als Schwächling dazustehen. Andere – dazu zählen anscheinend auch Drogenbosse – haben Respekt vor der Klosterfrau, die alles andere als auf den Kopf gefallen ist und schon gar nicht hinter dem Mond wohnt. Durch ihre frühere Tätigkeit mit Asylbewerbern sowie als Ausbilderin im klostereigenen Lehrerinnenseminar ist sie es gewohnt, mit unterschiedlichsten Menschen umzugehen. Angst, von einem Häftling angegriffen zu werden, empfindet sie bei ihrer Arbeit keine. "Täte mir einer etwas an, würde er von den andern arg drankommen", ist die Seelsorgerin überzeugt.
Undenkbar, von Schuld, Sühne oder Gott zu predigen
Schwester Reginalda erlebt die Gefangenen von einer Seite, die man bei ihnen nicht erwartet. "Die Männer haben sehr gute Manieren. Sie zeigen sich bei mir von einer Seite, welche die Gesellschaft gar nicht sehen will. Sie fragen mich, wie es mir geht, nehmen Anteil an meinem Leben. In unseren Gesprächen dürfen sie ihre Gefühle zeigen, dürfen lachen und weinen. Ich kann einen Gefangenen, dem es schlecht geht, schon mal in die Arme nehmen, um ihn zu trösten." Alles kommt dabei zur Sprache, was die Männer beschäftigt. Auch Sexualität und Beziehungsprobleme. "Mich erstaunt die schonungslose Offenheit der Gefangenen mir gegenüber." Oft bereite ihr das Leid der Gefangenen schlaflose Nächte. Sie erzählt von einem Mann aus einem Oststaat, dessen Mutter im Sterben liegt und unbedingt noch ihren Sohn sehen möchte. Oder von einem Häftling, der ihr seinen Selbstmord ankündigte und sein Testament vorlas. "Er liess sich nicht davon abbringen, kam jedoch zum Glück mit dem Leben davon." Natürlich sei es undenkbar, dass die Klosterfrau – mitten unter Drogenbossen, Sexualtätern und Männern mit Tötungsdelikten – von Schuld und Sühne oder gar von Gott predige. Doch nur schon die Tatsache, dass sich jemand Zeit nimmt für sie, habe mit Religiosität und Gott zu tun.
Der Strafvollzug der Zukunft bereitet Schwester Reginalda Kummer. "Ich sehe nicht viel Positives auf die Häftlinge zukommen. Die Schraube dürfte noch mehr angezogen, die Massnahmen bei Gemeingefährlichen noch härter werden. Ich bin von dieser Art des Strafvollzugs nicht überzeugt. Es braucht unter anderem eine vermehrte psychologische Betreuung. Ein Psychologe für 108 Gefangene ist einfach zu wenig." Die Gefängnisseelsorgerin möchte weiterhin für ihre "Buben" da sein, solange es Kopf und Beine erlauben. Eins steht fest: Es wird schwierig sein, einmal eine gute Nachfolge für die engagierte Klosterfrau zu finden.


Ausbruchspläne, Verschwörungen...
Auszug aus dem Reglement der Gesprächsgruppe der Strafanstalt Bostadel: Bei jedem Eintritt ins Gefängnis ist ein gültiger Ausweis mit Foto vorzuweisen. Es ist ausdrücklich untersagt, Gegenstände (Geschenke, Wertsachen, Geld, Esswaren, Zeitungen, Bücher, usw.) ins Gefängnis mitzunehmen. Geschenke können aber jederzeit mit der Post geschickt werden. Ausgehende Post darf keinesfalls mitgenommen werden. Die Mitglieder der Gesprächsgruppe unterstehen nicht der amtlichen Schweigepflicht. Es ist ihnen trotzdem strikte untersagt, gegenüber Dritten Namen oder Angaben über Gesprächsinhalte zu machen, welche die Identifizierung eines Gesprächspartners ermöglichen. Wer in einem Gespräch von Selbstmordabsichten, Ausbruchsplänen, Verschwörungen gegenüber anderen Insassen, usw. erfährt, teilt dies unverzüglich dem Leiter der Gesprächsgruppe mit. Eine weitergehende Informationspflicht oder Verantwortung besteht nicht.

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Seelsorgerin

2/3/2000

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Erschienen in Meyers MODEBLATT am 2. März 2000

"Früher wäre ich wahrscheinlich als Hexe verbrannt worden"

Mit ihrem Entscheid vor vier Jahren hat sie viele vor den Kopf gestossen. Und jetzt tingelt die Theologin auch noch als Barkeeperin durchs Land. Über die auf den ersten Blick widersprüchliche Gisula Tscharner - die erste freie Seelsorgerin der Schweiz.
Text: Fabrice Müller
Entweder man ist schwindelfrei und lässt sich in der kleinen roten Gondel von Rhäzüns aus über atemberaubende Abhänge, ein wunderschönes Flussdelta und Christoph Blochers Herrschaftsschloss ziehen, oder man wählt die nervenschonendere Variante im Postauto via Thusis und vertraut sich Chauffeur Angelo an, für den die anspruchsvolle Bergstrecke nach Feldis/Veulden zum täglichen Brot gehört . Bei der Gondelbahnstation wartet sie bereits, die ehemalige Gemeindepräsidentin des 140-Seelen-Dorfes. Mit dem Bergvelo. Und einem herzlichen Lächeln auf dem Gesicht. Es folgt der Gang durchs kleine Bergdorf. Vorbei am Frauenladen, der Post, dem Volg-Laden, einem Hotel, schönen Gärtchen, Brunnen und zahlreichen landwirtschaftlichen Betrieben. Ihr Haus steht am anderen Ende des Ortes. Unterwegs spricht sie über die Touristen, die in den letzten Jahren immer weniger geworden sind. Über ihre Radiopredigt, die sie heute Nachmittag im Radio Rumantsch halten wird. Und über sich selber: Gisula Tscharner - die erste freie Seelsorgerin der Schweiz.
Gisula Tscharner (51) ist eine Frau, die viele Fragezeichen aufwirft: Was macht eine freie Seelsorgerin? Was hat sie dazu bewogen? Was haben die über hundert farbigen Flaschen und Einmachgläser mit seltsamen Namen wie "Zauberlehrling" oder "Alpengelächter" in ihrem Keller zu bedeuten? Und so weiter. Als freie Seelsorgerin bietet Gisula Tscharner Reden und Rituale für alle Lebenssituationen an, konfessionslos und ökumenisch. Eine geistliche Begleitung ausserhalb der Kirchen sozusagen. Für Trauungen, Beerdigungen, Taufen, usw. "Ich richte mich an Kirchenausgetretene wie auch an Kirchensteuerzahlende, die keinen Draht mehr haben zu den offiziellen Seelsorgeämtern. Mein Wunsch ist es, die Menschen dort geistig abzuholen, wo sie gerade sind." - Deshalb auch der Name: Seelsorgerin unterwegs.
Heute erblickte Gisula Tscharner um sieben Uhr das Tageslicht. "Am liebsten würde ich länger schlafen. Ich arbeite gerne zur späten Stunde, denn ich bin ein Nachtmensch. Gestern Abend befasste ich mich mit der Radiopredigt von heute Nachmittag. Ich suchte nach einem passenden Lied zu meinen Bibeltext, der sich mit der Freiheit beschäftigt." Auf dem Klavier liegt ein Notenblatt, dort steht geschrieben: die Gedanken sind frei. "Halb schlafend erledigte ich am morgen den Haushalt und ging einkaufen." Um halb neun kam Angelo von seiner Morgentour für das gemeinsame "Bergler-Zmorga". Mit Käse, Salami, Brot, usw. Anschliessend blieb noch genügend Zeit für Telefonate und Bürokram. Um 11 Uhr holte sie den Journalisten von der Gondelstation ab. In der Agenda der Seelsorgerin sind im Sommer jede Woche ein bis zwei Tage für Arbeiten am Schreibtisch, Kindengespräche und/oder Sitzungen reserviert. Den Rest verbringt sie so oft wie möglich in der freien Natur. - Verständlich. Herrlich ist die Aussicht vom Südbalkon aus. Der Blick schweift über satte Mähweiden und dunkelgrüne Lärchenwälder. Zu Berggipfeln zum Greifen nah. Vorbei an einer friedlichen Alpenwelt. Heiss brennt die Sonne auf die weissen Campingstühle. In der Ecke döst Rina, das Kätzchen.
Hier oben, auf 1500 Meter über Meer, fiel Gisula Tscharners endgültiger Entscheid, sich von der Institution Kirche zu lösen und sich selbständig zu machen. Angefangen habe aber alles bereits viel früher: "Schon als Kind wollte ich Priesterin werden. Allerdings nicht nur für Katholiken oder Protestanten. Bei der Arbeit meines Vaters spürte ich, dass die reformierte und römisch-katholische Kirche nur zwei mögliche Gefässe für die christliche Religion sind. Er war ein unkonventioneller Pfarrer. Er betrieb Ökumene, obwohl dies damals gefährlich, ja fast verboten war." Nach der Matura entschied sich die junge Zürcherin für das theologische Studium als einzige Möglichkeit für den Seelsorgeberuf und schloss als reformierte Pfarrerin ab. Das war 1972. "Mein Studium war eine vorläufige Notlösung. Ich wusste, dass die Kirche nicht mein letztes Gefäss sein würde." Noch war die Zeit jedoch nicht reif für den Austritt. Während des Studiums predigte Gisula Tscharner in der Region Zürich-Aargau-Schaffhausen. "Zum Geldverdienen". Mit "Lebensstart in Feldis" umschreibt die Theologin in ihrem Curriculum Vitae den neuen Lebensabschnitt. "Dieses Dorf ist mein Schicksal geworden, und auch der Ort, wo vieles in mir erst erwacht ist. Ich fing Feuer für drei faszinierende Realitäten: die Isoliertheit des windgepeitschten Nestes auf dem Berg, die romanische Sprache (welche sie sich "über den Bauch und die Intuition" aneignete) und schliesslich die geheimnisvoll schweigsamen BerglerInnen." Von ihrem damaligen Lebenspartner hat sie sich getrennt. Ihr jetziger Ehegatte gehört zu jenen "geheimnisvollen Berglern". Er war damals Lehrer in der Region und fährt heute Postauto auf jener berüchtigten Strecke ins Tal. Sein Name: Angelo Tscharner. 1979 heiratete das Paar, 1980 bzw. 1983 kamen die beiden Kinder Julia und Johann zur Welt. 1989 zog Gisula Tscharner endgültig nach Feldis. Bis 1995 "bepfarrte" sie als ambulante Seelsorgerin das reformierte Mittelbünden. Dann folgte der lang geplante Austritt aus der Landeskirche und der Beginn ihrer Karriere als "freie Seelsorgerin unterwegs" - einem privaten Einfrau-Unternehmen.
Bereut hat die gebürtige Zürcherin ihren Schritt nie. "Ich habe viel mehr Freude an meinem Beruf, an der Seelsorge, an geistlichen Dingen als früher. Ich kann zu meinem Beruf stehen; als Pfarrerin hatte ich immer Hemmungen, wenn mich jemand nach meiner Tätigkeit fragte. Ich dachte, mein Glaube wäre nicht stark genug. Wahrscheinlich konnte ich nicht zum Betrieb stehen, für den ich arbeitete." Jetzt fühle sie sich irgendwie heimatlos, im religiösen Sinn. Sie habe jedoch gelernt, dass diese Heimatlosigkeit eine "geniale Form" sein kann: "Man ist nicht so fixiert auf etwas, viel flexibler und mehr auf die Beheimatung bei Gott angewiesen." Von Gott hat die Seelsorgerin keine personifizierte Vorstellung. Sie betrachtet ihn als "Symbol für die unsichtbaren Kräfte, die das Leben begleiten", dem man das Herz ausschütten kann. Sich selber vergleicht sie mit einem Baum, mit Wurzeln nach unten zur Erde und zu den Menschen, und mit Ästen nach oben zum Himmel. Sollten auch mal ein paar Wurzeln absterben - zum Beispiel in ihrer politischen Arbeit - , so ist sie froh, "dass ich die Fähigkeit habe, neue Äste und Wurzeln zu bilden."
Mit dem Austritt aus der Kirche hatte Gisula Tscharner viele vor den Kopf gestossen. Einige Pfarrherren gehen ihr aus dem Weg, andere beneiden sie heimlich und würden es ihr gerne gleich tun. Doch es fehlt ihnen der Mut. Ein Zuckerschlecken ist das Leben als freie Seelsorgerin mit Sicherheit nicht. Sie muss auf vieles Angenehme verzichten: auf ein schönes Pfarrhaus, auf einen sicheren und alles andere als bescheidenen Pfarrerslohn, auf ein gewisses Ansehen. Jetzt sind Qualität und Leistung gefragt. "Ich muss meine Aufwendungen deklarieren und mit meinen Auftraggebern über den Preis sprechen." Gisula Tscharners Stundenlohn beträgt 125.- Franken. Bei Gesprächen mit Kunden - zum Beispiel für eine Trauung - kann sie es sich nicht leisten, lange um den heissen Brei herumzureden. Zeit ist Geld. Für Gotteslohn wird schon lange nicht mehr gearbeitet. "Ich möchte von den Leuten, die zu mir kommen, wissen, warum sie sich an mich wenden, weshalb sie heiraten wollen, was sie von der Ehe erwarten, ob man das Eheversprechen einhalten kann, usw. Im Gespräch wird das geistige Zentrum der Trauung erarbeitet." Gesprochen wird auch über mögliche Rituale und Gebete. Manche mögen es schlicht, andere legen Wert auf mehr Liturgie. "Ich bin positiv überrascht, wie religiös die sogenannten <ungläubigen> Kirchenferne sind. Sie haben gar keine Gelegenheit mehr, ihren Glauben zu formulieren. Sie sind abgestempelt, ohne christliches Mitspracherecht." Die Gestaltung der Feier ist frei von Zwängen und Regeln. Häufig wünschen die Brautpaare eine Zeremonie in der freien Natur. Zum Beispiel in einem Park. Die Angehörigen werden nach Wunsch in die Feier miteinbezogen. Sie stehen beispielsweise im Kreis um einen grossen Stein und bilden so den Gottesdienstraum. Nach der Trauung überreichen sie dem Brautpaar ein kleines Symbolgeschenk oder geben ihm einen Wunsch mit auf den Weg. Manchmal baut die Seelsorgerin einen Aperitif oder ein kleines Mahl in die Feier ein; dadurch entsteht eine Gemeinschaft gleich zu Beginn der Trauung. Oder das Brautpaar gibt sich auf einer Wanderung das Jawort. "Ich habe am eigenen Leib die Brüchigkeit einer Partnerschaft erlebt. Deshalb möchte ich, dass sich das Brautpaar bewusst damit auseinandersetzt. Liebe ist nicht nur wunderbar, man muss auch annehmen, was einem am Partner nicht passt." Auf Wunsch sieht die Seelsorgerin bewusst Überraschungen in der Feier vor, wie zum Beispiel einen Hindernisparcours, bei dem das Paar Aufgaben gemeinsam lösen muss. Anschliessend gibt’s Kräuterbrot und Waldwein. Oder einen selbstgemachten Bergblutschnapps - "als Symbol der blutig ernsten Lebensbindung".
Neben dem Geistigen ist das Kulinarische eine weitere grosse Leidenschaft von Gisula Tscharner. Heute Mittag stehen eine Wildkräuter- sowie eine Brennessel-Gorgonzola-Pastete auf dem Menüplan. Die beiden Füllungen sind bereits vorgekocht und müssen nur noch mit Blätterteig bedeckt und in den Ofen geschoben werden. Einen Musterhaushalt führe sie nicht, meint sie entschuldigend. Ihre Kochkünste hat sie im Kochbuch "WildeWeiberKüche" festgehalten. Ausserdem führt sie Sammel-Kochkurse durch. "Wildsinnliches Schmausen". Gerichte und Zutaten aus der freien Wildbahn, von Wiesen und Hecken, von Blumen und Bäumen. Die neuste Kreation im Bereich Gaumenschmaus nennt sich "Gisula’s WildeWeiberBar". Stolz präsentiert die Seelsorgerin ihren Keller, wo sich Flaschen an Einmachgläser reihen, grosse, kleine, einige hundert müssen es sein. Dann öffnet sie den Deckel eines der grossen Gläser zum Schnuppern. Kräuter, eingelegt in Olivenöl. Bärlauch. Thymian. Gundermann... Daneben die farbigen Fläschchen viel mit Geist. Alpenrosen-Likör, Liebestraum (Holunderbeere), Bergblut (Spitzbeere), Sturm und Drang (Lärche), Verwandlung (Feilchen), Alpen-Gelächter (Preiselbeere). 18 Sorten an der Zahl. Benannt nach dem Gefühl, den sie bei Gisula Tscharner hinterlassen. Hergestellt aus Blüten, Zweigen und Früchten, gesammelt auf Geröllhalden und vergessenen Wiesen, in der freien Wildbahn. "Ich lernte, die Früchte, Blätter und Blüten einer Wiese zu nutzen." In der Sommerzeit trifft man Gisula Tscharner oft beim Pflücken an. Gestern wollte sie eigentlich Alpenrosen und Tannenspitzen ernten. Dann kam ein unerwarteter Seelsorgebesuch. Jetzt hat sie sich den Rest der Woche fürs Ernten reserviert. Es sei höchste Zeit, betont sie. Der Rucksack steht immer parat. Gefüllt mit Schere, Messer, Plastikhandschuhen (für die Brennesseln), Säcken, Kübeln, Wasser, Papier, usw. "Die Früchte richten sich nicht nach meiner Agenda." Ihr Verhältnis zur Natur ist ein enges. Oft ist sie zum Pflücken mit dem Fahrrad unterwegs. "Ich liebe es, den Boden zu riechen und die Wiese zu essen." Vollgesogen mit sinnlichen Eindrücken, den Rucksack beladen mit Zweigen, Kräutern und Früchten, kehrt sie zurück in ihre WildeWeiberKüche. "Ich mische gebrannte Wasser Alkohol mit Fruchtsäften; Baumzweigen und Blüten lege ich darin ein. Alkohol ist ein wunderbarer Aromaträger", sagt sie und beginnt, von einem schweren Bordeau-Wein im November zu schwärmen. Von der Frucht, modrig und faulig nach dem langen Sommer, und im Herbst sich verwandelnd zu transzendenten Substanzen, "die nach Jenseits und Tod riechen". "Früher wäre ich wahrscheinlich als Hexe verbrannt worden, obwohl ich mich nicht als solche bezeichnen würde." Einen Widerspruch zwischen ihrer Bar und der Tätigkeit als Seelsorgerin sieht Gisula Tscharner nicht. Im Gegenteil: "Religiosität und Alkohol haben beide mit Geist zu tun. Sie bedeuten für den Menschen eine gefährliche Gratwanderung." Alkohol könne jedoch die Zunge lösen und "gewaltige Gespräche" entstehen lassen. Dabei spricht die Barfrau von einem "gegenseitigen Pflegen der Seelenlandschaften". Wie zum Beispiel im Juli, als sie mit ihrer mobilen Bar im "fabriggli" in Buchs SG - anlässlich einer Lesung über Sagen aus dem Graubünden - für geistige Gaumenfreuden sorgte. Ganz in schwarz gekleidet, mit goldenen Ohrsteckern und einer Brosche geschmückt, den Mund rot gefärbt, spielte sie die charmante Barkeeperin. Servierte "Schluchtenschreie" und "Liebesträume", "Rote Himmel" und Tannenspitzensirup mit Weisswein. Die Getränke mit den neugierig machenden Namen laden ein zu Gesprächen über Gott und die Welt. Und über die Zukunft: "Ich möchte so leben, dass - falls morgen alles zu Ende sein sollte - es sich gelohnt hat. Und sonst? So weitermachen wie bisher. Im Winter werde ich meine Kurse im Halten von Reden und Predigten ausbauen, auch über die Landesgrenzen hinaus. Mein nächstes Reiseziel wird Gibraltar sein. Das Ende der Welt gemäss der antiken Weltanschauung. Deshalb werde ich nächstens spanisch lernen."

Informationen:
Freie Seelsorgerin, Gisulas WildeWeiberBar, Wildsinnliches Schmausen:
Gisula Tscharner, 7404 Feldis/Veulden. Tel./Fax 081 655 15 50
Schweizerischer Verband freischaffender Theologinnen und Theologen (SVFT), Präsident Markus A. Tschopp, Bickelstrasse 10, 8942 Oberrieden. Tel. 01 720 36 20. Internet: www.konfessionslos.ch
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Zahlreiche Wintertrendsportarten prägen die Pisten der Schweizer Wintersportorte. Das sollten Sie bezüglich Ausrüstung, Ausbildung und Unfallgefahren wissen.
Von Fabrice Müller

"Vor allem im tiefen, frischen Pulverschnee beschert es dem Fahrer ein Gefühl, das absoluter Harmonie so nahe kommt, wie kaum ein anderer Sport. Jeder, der es selbst einmal probiert hat, weiss, warum so viele Jugendliche und Junggebliebene vom Skifahren zum Snowboarding konvertieren", beschreibt Claus Schweitzer, Autor des Buches "Swiss Adventure Specials", die Faszination des Snowboards. Als das Snowboard vor einigen Jahren in den Schweizer Wintersportorten erstmals auftauchte, sorgte es für eine kleine Revolution auf den Skipisten. Heute hat sich das Snowboard etabliert, und auch immer mehr Senioren wagen sich aufs trendige Schneebrett. Rund 500'000 Snowboarder stehen zirka 2 Millionen Skifahrern gegenüber. Unter dem Oberbegriff der sogenannten Fun- und Trendsportarten finden sich mittlerweile noch weitere neue Wintersportgeräte (siehe auch Kasten) wie Big Foot bzw. Kurzskis, Carving- und Freestyle-Skis (vgl. Skiakrobatik), sowie der wieder entdeckte Telemarkstil. Die Schweiz ist im Winter das Paradies für Trendsportarten. In keinem Land der Welt gibt es auf so engem Raum so viele Funparks und Halfpipes. Die grössten Fun Parks stehen in den Skiarenen von Flims-Laax, Falera, Arosa, Davos, Scuol, Saas-Fee, Verbier und Adelboden. Meiringen-Hasliberg und Adelboden-Lenk zählen zu den Telemark-Hochburgen der Schweiz.

Neues Leben dank Carving
Die Popularität der Wintertrendsportarten spiegelt sich auch in den Verkaufszahlen der Schweizer Sportfachgeschäfte wieder. Wie eine Umfrage des Marktforschungsinstituts IHA zeigt, wurden im letzten Winter 355'000 Paar Skis, 110'000 Snowboards und 33'000 Paar Langlaufskis verkauft. Laut Claude Benoit, Direktor des Verbandes Schweizer Sportfachhandel (Asmas), gingen dabei rund zehn Prozent mehr Snowboards über den Ladentisch als in den Jahren zuvor. Bei den Skis haben die taillierten und kürzeren Carving-Modelle die früheren Slalomskis praktisch verdrängt. "Carving hat dem Skisport neues Leben eingehaucht", so Benoit. Die Telemark-Skis verzeichneten in den letzten Jahren ebenfalls eine kontinuierliche, positive Entwicklung, die weiterhin anhält. "Mit dem Einzug der Carving-Skis und der Sicherheitsbindung hat sich Telemark in Bezug auf die Ausrüstung stark weiterentwickelt." Schneesportler, die es vorziehen, ihre Ausrüstung zu mieten, finden im Sportfachhandel ein grosses Angebot an verschiedensten Wintersportgeräten. Ob Carvingski, Snowboard, Big Foot oder Freestyle-Ski - die Kunden haben die Möglichkeit, unter den neusten Modellen auswählen. Wer will, kann gleich die ganze Angebotspalette durchtesten und ein entsprechendes Abonnement kaufen. Polysportiv präsentieren sich inzwischen auch viele Skischulen; sie bieten Ski-, Carving-, Snowboard-, Big-Foot- und Telemark-Unterricht an, wie Riet Campell, Direktor des Schweizer Ski- und Snowboardverbandes, informiert.

"Allumfassendes Glücksgefühl"
Weshalb erfreuen sich die Wintertrendsportarten einer derart wachsenden Beliebtheit? Martin Venetz, Sportpsychologe an der Universität Zürich, erklärt die Faszination der Trend- und Freestyle-Sportarten durch den sogenannten Kick, den die Fahrer beim Betreiben ihres Sportes erleben. "Sie verlieren das Zeitgefühl; Angst, Anstrengung oder Schmerz nehmen sie kaum mehr wahr. Sie vergessen die Alltagssorgen und leben allein für und durch den Moment. Die Belohnung ist ein allumfassendes Glücksgefühl." Für Erwin Flury von der Zürcher Veranstaltungsagentur "Free Animation Factory" (FAF) hat Freestyle nichts mit dem Sportgerät zu tun, sondern mit der geistigen Grundhaltung: Die Leistung sei immer nur ein Nebenprodukt und entstehe aus dem Spass an der Sache. - Freestyle als Philosophie, als Lebenseinstellung. "Im Freeskiing mache ich einfach das, wozu ich gerade Lust habe und kann dabei eigene Tricks entwickeln. Am wichtigsten ist der Spass an der Sache", erklärt Martin Walti (18) aus Mettmenstetten, Skiakrobat und zweifacher Junioren-Schweizermeister sowie Vizeweltmeister.

76'000 Unfälle pro Jahr
Der Spass im Schnee hat jedoch leider auch seine Schattenseiten: Wie eine Hochrechnung der Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu zeigt, erleiden jährlich rund 51000 Personen beim alpinen Skifahren und 25000 Personen beim Snowboarden einen Unfall; in den Skiunfällen inbegriffen sind Vorfälle mit Carvern, Freestyle-, Big Foot- und Telemarkfahrern. Die Zahl der Wintersportunfälle entspricht laut René Mathys, Leiter Abteilung Sport bei der bfu, einem Viertel aller Unfälle im Sport. Während der Wintersaison 98/99 erfassten die Pisten- und Rettungsdienste der Skiregion Davos kartografisch sämtliche Unfallorte, aufgeteilt nach Selbst- und Kollisionsunfällen. Zudem wurden über 900 Schneesportler zu möglichen Kollisionsursachen befragt. Ergebnis: Das individuelle Unfallrisiko von Snowboardern ist doppelt so gross wie dasjenige der Skifahrer. Der Anteil Kollisionen am Unfallgeschehen beträgt vier (Pischa) respektive 13 Prozent (Jakobshorn), wobei mehr Skifahrer als Snowboarder davon betroffen sind. Bei 43 Prozent aller Kollisionen sind zwei Skifahrer beteiligt, bei 36 Prozent prallen ein Skifahrer und ein Snowboarder zusammen, und bei 21 Prozent der Fälle kollidieren zwei Snowboarder miteinander.

Beobachtungs- und Wahrnehmungsfehler
Als Kollisionsursache nennen die im Spital Davos behandelten Verletzten ungenügender Abstand (21 Prozent), zu hohe Geschwindigkeit (19 Prozent), Nichtbeherrschen des Geräts (17 Prozent) und Nichtbefolgen von Pistenregeln (11 Prozent). "80 Prozent aller Schneesportunfälle entstehen durch Beobachtungs- und Wahrnehmungsfehler, Unaufmerksamkeit und Selbstüberschätzung", ergänzt Mathys und kritisiert, dass viele Seilbahnen ihre Transportkapazitäten zwar ständig ausbauen, die Pisten jedoch diesen Zuwachs oft gar nicht aufnehmen können. Hinzu kommt, dass das heutige Material der verschiedenen Wintersportarten das Fahren immer höherer Geschwindigkeiten erlaubt. Die Verhaltensregel Nr. 2 des Internationalen Skiverbandes FIS - welche vorschreibt, Geschwindigkeit und Fahrweise dem Können und den Verhältnissen anzupassen - werde am häufigsten missachtet. "Es ist bekannt, das die jungen Snowboard- und Freestyle-Fahrer oft sehr risikofreudig sind, gerne schnell fahren und sich häufig auch über die Pistenabsperrungen hinaus wagen. Dadurch wird jedoch die Absturz- und Lawinengefahr beträchtlich erhöht."

Handgelenkbrüche bei Snowboardern
Das Risiko, als Snowboardfahrer zu verunfallen, ist laut bfu-Hochrechnung zwar doppelt so hoch wie beim Skifahren, dafür verletzen sich Snowboarder meistens weniger schwer als "Zwei-Brett-Fahrer". Für Mathys liegt der Hauptgrund darin, dass Snowboardfahrer in der Regel jünger sind als Skifahrer und daher über eine bessere körperliche Konstitution verfügen. Das Knie wird beim Skifahren besonders stark belastet und bei 30 bis 40 Prozent aller Verletzungen in Mitleidenschaft gezogen. Häufig komme es zum Riss des vorderen Kreuzbandes. Die Hauptverletzungen bei Snowboardern liegen zu 50 Prozent im Schulter- und Armbereich. Typisch sind Handgelenkbrüche, meist als Folgen eines Rückwärtssturzes bei Anfängern. "Durch das Vermeiden von Stürzen entstehen bei Snowboardern die häufigsten Verletzungen, da man sich in solchen Situationen zusätzlich verkrampft", berichtet Mathys. Beim Freestyle-Fahren bestehe auf extremen Buckelpisten erhöhte Verletzungsgefahr, vor allem am vorderen Kreuzband bedingt durch die enorme Kniebelastung. Big Foots stellen ein höheres Unfallrisiko dar, weil sie über keine Sicherheitsbindung verfügen. "Im Falle eines Sturzes bleibt man nicht selten mit der Skispitze oder dem Skiende im Schnee hängen." Mathys warnt zudem davor, Big Foots an Kindern abzugeben. Wegen ihres schwächeren Knochenbaus und der fehlenden Sicherheitsbindung sind diese doppelt gefährdet. Ein eher geringeres Verletzungsrisiko vermutet Mathys beim Telemark, da diese Sportart vor allem von routinierten Skifahrern ausgeübt wird.

Pistenregeln befolgen
Unfälle und Verletzungen im Schneesport müssen nicht sein, wenn gewisse Regeln beachtet werden. "Die richtige Selbsteinschätzung geht über alles. Wintersportler müssen wissen, was sie sich bezüglich Kondition, Fahrkönnen, Material und Fremdeinflüsse zumuten können", informiert Domenic Dannenberger, J+S-Fachlehrer für Snowboards beim Sportinstitut des Bundesamtes für Sport in Magglingen. Beim Kauf eines Sportgerätes ist es unerlässlich, sich von einem Fachgeschäft beraten zu lassen. "Nutzen Sie vor dem Kauf eines neuen Wintersportgerätes die Testmöglichkeit im Gelände", rät die Beratungsstelle für Unfallverhütung in ihrer Broschüre "Schneesport". Snowboarder sollten besonders gefährdete Körperteile wie Handgelenk oder Arme mit Protektoren schützen. Laut Dannenberger darf der Kopfschutz für alle Wintersportarten kein Tabu mehr sein. In den USA wird intensiv über die Einführung eines Helmobligatoriums für Skifahrer und Snowboarder diskutiert. Die Industrie hat dieses Marktpotential bereits erkannt. Weiter sollten Wintersportgeräte vor jeder Saison durch Fachpersonen überprüft werden. Besonders die Kanten tragen wesentlich zur aktiven Sicherheit bei. Mit dem Bindungs-Prüfgerät wird die Gefahrensituation simuliert und die Funktionsfähigkeit der Skibindung getestet. Allgemein wird empfohlen, in einer Skischule eine Grundausbildung auf dem jeweiligen Wintersportgerät zu absolvieren und nicht "auf eigene Faust" auf die Piste zu gehen. Wer die zehn verbindlichen Schneesport-FIS-Regeln sowie die Pistensignalisationen befolgt, schützt sich ebenfalls vor möglichen Unfallrisiken. Die Schweizerische Kommission für Unfallverhütung auf Skiabfahrten SKUS (www.skus.ch) hat in Ergänzung zu den FIS-Regeln sechs spezielle Snowboard-Regeln aufgestellt. Im Dezember letzten Jahres lancierte die Suva die Kampagne "Check the risk"; 15 Wintersportorten führen ein Pisten-Leitsystem ein, das speziell geeignete Pisten für Anfänger, Carver, Freerider und Freestyler kennzeichnet. Zwischen drei bis vier Millionen Schneesportler werden dadurch erreicht. Wie bei anderen Disziplinen gehört schlussendlich auch beim Wintersport das Aufwärmen der Muskulatur zu optimalen Vorbereitung. So wird der Traum vom Schneeabenteuer auf der Alp nicht zum Alptraum.


Informationen:
  • Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu, Laupenstrasse 11, 3001 Bern. Tel. 031 390 22 22, Fax 031 390 22 30, Internet; www.bfu.ch
  • Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (SUVA), Fluhmattstrasse 1, 6002 Luzern. Tel. 041 419 51 11, Fax 041 419 58 28, Internet: www.suva.ch
  • Schweizer Ski- und Snowboardschulverband, Postfach 182, 3123 Belp. Tel. 031 810 41 11, Fax 031 810 41 12, Internet: www.snowsports.ch
  • Eidgenössische Sportschule, Hauptstrasse 247-253, 2532 Magglingen. Tel. 032 327 61 11, Fax 032 327 64 04
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July 08th, 1999

8/7/1999

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Erschienen im TCS-Magazin "Touring" am 8. Juli 1999

Die Angst im Untergrund

Viele Frauen fürchten sich nachts in öffentlichen Parkhäusern. In den letzten Jahren wurde einiges in die Sicherheit der Anlagen investiert. Leider gibt es immer noch "dunkle Löcher".
Ein einsames Parkhaus um Mitternacht. Eine junge Frau eilt schnellen Schrittes zu ihrem Wagen. Auf einmal taucht aus dem Dunkel ein Schatten hinter ihr auf. Die Frau spürt den Atem eines fremden Mannes im Genick... - Wer kennt sie nicht: die berühmt-berüchtigten Parkhausszenen aus Krimis und Kinofilmen? Wo hinter jedem Auto ein Mörder lauern kann? Viele Frauen haben Angst, ihren Wagen nachts in einem Parkhaus abzustellen. "Parkhäuser werden von Frauen wenn möglich gemieden. Wenn überhaupt, wird in der Stadt nur dann das Parkhaus benutzt, wenn kein offener Parkplatz gefunden werden kann und wenn das Auto nicht spät abends aus dem Parkhaus geholt werden muss", schreibt Heidi Meyer in ihrem Buch "Sitzplätze statt Parkplätze - über die Mobilität von Frauen". "Ich kann die Angst vieler Frauen vor Parkhäusern nachvollziehen", erklärt Elisabeth Weingart von der Frauenberatungsstelle "zämeläbe" in Bern. "Häufig sind Parkhäuser schlecht beleuchtet und unbewacht."
"Parkhäuser machen Angst, weil man im Gegensatz zur eigenen Wohnung keine Kontrolle über den Raum hat", begründet Martin Killias, Professor für Kriminologie und Strafrecht an der Uni Lausanne. In den Zürcher Parkhäusern erreichte die Angst vor Übergriffen Ende 1991 ihren Höhepunkt, Benutzerzahlen und Umsätze sanken rasch. Im Juni wurde eine junge Frau im Parkhaus Urania ermordet. Fünf weitere Raub- und Entreissdelikte wurden vor- bzw. nachher von der Polizei registriert. Ebenso viele waren es 1990.
"Die Angst ist unbegründet"
Wie eine Umfrage bei den Polizeistellen in Basel, Bern, Zürich und Lausanne zeigt, scheint sich die Lage in den Schweizer Parkhäusern mittlerweile wieder beruhigt zu haben. "Die Parkhäuser stellen in krimineller Hinsicht derzeit kein Problem dar", berichtet Rolf Marghitola von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle der Stadtpolizei Zürich. "Die Gefahr, Opfer einer Gewalt-Straftat zu werden, ist auf öffentlichen Plätzen und Strassen sehr viel höher als in Parkhäusern." Dank "regelmässigen Polizeipatrouillen" seien in den letzten Jahren "keine gravierenden Vorfälle bezüglich Gewalt gegen Frauen" zu verzeichnen gewesen, informiert Max Waldner von der Beratungsstelle für Verbrechensbekämpfung der Stadtpolizei Basel-Stadt. "Die Angst ist unbegründet", sagen auch Xaver Zimmermann von der Stadtpolizei Bern und André Binggeli, Sprecher der Stadtpolizei Genf.
Besonders sicher in Bern
Viele Parkhausbetreiber haben in den letzten Jahren grosse Anstrengungen unternommen, um ihre Parkhäuser sicherer zu machen bzw. konkurrenzfähig zu halten. Dies kann Hans Bucher, Betriebsleiter Bahnhof-Parking Luzern und Fachmann für Schweizer Parkhäuser, bestätigen. Besonders in Bern und Luzern sei einiges in die Sicherheit investiert worden. Zürich habe ebenfalls grosse Fortschritte gemacht. Die Parkhäuser in St. Gallen, Lausanne und Genf sind offenbar "im Aufwind". 1997 wurden die vier Schweizer Parkhäuser Rathaus-Parking, Insel-Parking und Bahnhof-Parking in Bern, sowie "Hohe Promenade" in Zürich mit dem "European Standard Parking Award" des europäischen Interessenverbandes der Parkhaus- und Tiefgaragenbesitzer "European Parking Association" ausgezeichnet. Um diese Auszeichnung zu erhalten, spielen Aspekte wie Wartung, Signalisation, Beleuchtung, Übersichtlichkeit, elektronische Überwachung und Sicherheitspräsenz von Mitarbeitern eine wichtige Rolle. Das Rathaus Parking in Bern beispielsweise wird während 24 Stunden durch Video überwacht. Mit Gegensprechanlagen und Notrufsäulen kann innert Minuten eine Aufsichtsperson erreicht werden. Zwischen 22 und 7 Uhr sorgt ein Wächter mit Hund für zusätzliche Sicherheit. Der Eingang zum Parkhaus lässt sich nur mit dem Parkticket öffnen. Auf Wunsch kann man sich vom Wächter zum Auto begleiten lassen.
Frauenparkplätze umstritten
In kleineren Parkhäusern und jenen in Agglomerationen hapert es laut Bucher hingegen mit der Sicherheit; vor allem bei finanzschwächeren Parkhäusern und solchen mit ganz unterschiedlichen Frequenzen, bedingt durch Konzerte, Sportanlässe, usw. Keine gute Noten gibt Bucher auch einigen Basler Parkhäusern, wo offenbar Wände versprayt und Einrichtungen beschädigt werden. Wer im Elisabethen-Parking in Basel die Treppe benutzen will, muss an mehreren Türen und unübersichtlichen Ecken vorbei. In zahlreichen Parkhäusern fehlt es an Helligkeit. Meist sind die Lampen in der Mitte der Fahrbahn angeordnet - dort, wo bereits die Autoscheinwerfer für Licht sorgen. Für die weiblichen Parkhausbenützer werden zwar immer öfter Frauenparkplätze eingerichtet. Dabei gilt es aber zu beachten: "Diese Parkfelder müssen dauernd im Blickfeld einer Kamera oder Aufsichtsperson sein. Ansonsten sind sie geradezu kontraproduktiv bzw. einladend für <böswillige Gestalten>", erklärt Martin Graf, Leiter Product Management Sicherheitsdienstleistungen der Securitas AG (siehe Interview).
Die allerbeste Lösung gegen Kriminalität in Parkhäusern scheint das erste vollautomatische Parkhaus der Schweiz in Oberrieden zu sein. Es handelt sich dabei um ein computergesteuertes Parkhaus mit Hochregalen und 56 Plätzen. Vorteil: Der Gang durchs finstere Parkhaus entfällt.
Fabrice Müller




"Ein Quantensprung"
Martin Graf, Leiter Product Management Sicherheitsdienstleistungen der Securitas AG.
Wie beurteilen Sie die Sicherheit in den Schweizer Parkhäusern?
In den letzten fünf Jahren wurden enorme Fortschritte im Ausbau der Sicherheitsstandards gemacht. Ich würde fast von einem Quantensprung sprechen. Die meisten "bedrohlichen" Parkhäuser wurden entsprechend ausgebaut. Man legt heute starkes Gewicht eine helle und freundliche Gestaltung sowie auf technische Sicherheitseinrichtungen wie zum Beispiel Videoanlagen.
Darf man sich in den Parkhäusern also sicher fühlen?
Die Gefährdung im Parkhaus ist gering. Überfälle oder Einbrücke kommen in grossen und gut überwachten Häusern selten vor. Hingegen sind kleinere Parkhäuser in Aussenquartieren leider oftmals dunkle Löcher.
Wie soll man sich als Frau im Parkhaus verhalten?
Wichtig ist, dass sie aufmerksam Ihr Umfeld beobachtet, bevor sie das Parkhaus betritt bzw. aus dem Auto steigt. Weiter sollte die Frau eine gesunde Selbstsicherheit ausstrahlen und zielstrebig ihren Weg gehen. Der Zündschlüssel zwischen Zeige- und Mittelfinger ist übrigens eine taugliche Waffe, mit der ein Angreifer meistens nicht rechnet.


Tips: Sicherheit im Parkhaus
  • Beobachten Sie Ihr Umfeld, bevor sie das Parkhaus betreten oder aus dem Auto steigen
  • Strahlen Sie Selbstbewusstsein aus und lassen Sie sich nicht in die Rolle eines Opfers drängen
  • Stellen Sie sich vor, wie Sie einen allfälligen Angriff abwehren könnten. Dies kann Blockaden verhindern
  • Technische Abwehrmittel wie Pfefferspray, Schrillalarm, usw. müssen griffbereit getragen werden
  • Der Zündschlüssel zwischen Zeige- und Mittelfinger ist eine taugliche Waffe, mit der ein Angreifer meistens nicht rechnet
  • Selbstverteidigungskurse fördern Selbstvertrauen und Schutz. Auskunft bei den polizeilichen Beratungsstellen für Verbrechensverhütung.
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January 15th, 1999

15/1/1999

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Sicherheitsrisiken für Grossunternehmen

Vom Werkschutz zum "Firewall"

Die Sicherheitsabteilungen in Grossunternehmen haben es heute vor allem mit Informatik-Angriffen zu tun. Der klassische Werkschutz gegen illegale Eindringlinge ist zweitrangig.
Fabrice Müller
Anfangs August letzten Jahres berichteten die Medien über eine "schwerwiegende Spionage-Affäre", in der offenbar umfangreiches Material über ein neu entwickeltes Raketensystem für den multinationalen Kampfjet "Eurofighter" nach Russland geliefert wurde. Was auch immer dahintersteckt, Delikte dieser Art sind heutzutage immer noch gang und gäbe, trotz des vermeintlichen Ende des kalten Krieges. Auch die Schweiz wird davor nicht verschont (siehe Link "Cyberterrorismus und Cybercrime"). Viele Grossunternehmen verfügen deshalb über eigene Sicherheitsabteilungen, die sich mit den verschiedenen Facetten der Wirtschaftskriminalität befassen und den Betrieb gegen "Angriffe" von aussen schützen.
Wirtschaftsspionage oft schwierig zu definieren
"Wir haben es etwa einmal pro Jahr mit Wirtschaftsspionage zu tun; dabei handelt es sich entweder um Versuche oder konkrete Taten", sagt Daniel von Stockar, Leiter der Abteilung für Sicherheit des Sulzer Konzerns in Winterthur. Fälle von Wirtschaftsspionage kommen nur selten ans Tageslicht. Von Stockar schätzt die Dunkelziffer auf 50 Prozent und mehr. Das Delikt der Wirtschaftsspionage ist oft schwierig zu definieren. Etwa dann, wenn Mitarbeiter in wichtigen Positionen ein Unternehmen verlassen und mit ihrem Know-how und den Kontakten bei der Konkurrenz einsteigen oder selber eine Firma gründen.
Der Gefahr von Netzwerkangriffen zu wenig bewusst
Wirtschaftsspionage erfolgt heutzutage zunehmend via Computernetzwerke und Internet, das kann Ulrich Brügger, Informatiksicherheitsberater für IBM Schweiz, bestätigen. Vor allem die Industrie ist sich der Gefahr eines Netzwerkangriffes bis jetzt noch nicht genügend bewusst. Für Banken stellen Überfälle und Einbrüche eine weitere Bedrohung dar. Die Sicherheitsfachleute der UBS beobachten laufend die weltweiten Entwicklungen; daraus entsteht eine permanente Lagebeurteilung. Zudem verfügen die Schweizer Banktresore über Alarmsysteme, die über dem internationalen Standard stehen.
Cyber-Kriminalität in der Schweiz
Mit der Revolution der Informationstechnologie, der explosionsartigen Ausdehnung des Internets und des weltweiten E-Mail-Verkehrs bieten sich den Wirtschaftsspionen heute neue, bisher ungeahnte Möglichkeiten. Laut dem Staatsschutzbericht 1998 der Bundespolizei sind auch in der Schweiz "Cyberterrorismus" und "Cybercrime" mehr als nur "mediengerechte Schlagworte". Amerikanische Wirtschaftsverbände gehen davon aus, dass in den USA durch Hacking und unerlaubte Datenweitergabe jedes Jahr Geschäftsgeheimnisse im Wert von mehreren Hundert Millionen Dollar entwendet werden.
Sulzer: Israelischer Geheimdienst "auf Besuch"
Mit einem berühmten Fall von Werkspionage wurde Ende der 60er Jahre der Sulzer Konzern in Winterthur konfrontiert. Frankreich stoppte die Lieferung von 50 Mirage-Kampfjets nach Israel. In der Folge versuchte Israel, sich die nötigen Pläne über Umwege zu beschaffen. Sulzer war damals in Besitz von den gesuchten Plänen für die Triebwerke. Der israelische Geheimdienst Mossad versuchte, in Winterthur an die Pläne heranzukommen. Laut Daniel von Stockar, Leiter der Abteilung für Sicherheit des Sulzer Konzerns in Winterthur, sind solche Fälle heutzutage eher rar. "Wir haben es etwa einmal pro Jahr mit Wirtschaftsspionage zu tun; dabei handelt es sich entweder um Versuche oder konkrete Taten." Fälle von Wirtschaftsspionage kommen nur selten ans Tageslicht. Von Stockar schätzt die Dunkelziffer auf 50 Prozent und mehr. "Oftmals merkt man einen Abfluss von Informationen gar nicht oder erst viel später. In den letzten Jahren gab es nie einen Spionagefall, den wir an die Strafverfolgungsbehörden übergeben konnten", erzählt von Stockar. Der Sicherheitsexperte steht in regelmässigem Kontakt mit der Bundespolizei, die ihn auf mögliche Verdachte hinweist.
Wenn Mitarbeiter die Firma wechseln...
Das Delikt der Wirtschaftsspionage ist oft schwierig zu definieren. Etwa dann, wenn Mitarbeiter in wichtigen Positionen ein Unternehmen verlassen und mit ihrem Know-how und den Kontakten bei der Konkurrenz einsteigen oder selber eine Firma gründen - meist mit Angeboten zu tieferen Preisen. Oder wenn ein ganzes Team einer "Investement"-Abteilung die Bank wechselt, samt Wissen und Kundenbeziehungen. "Solche Fälle sind in der Wirtschaft gang und gäbe", weiss Andreas Rohr, stellvertretender Direktor bei ATAG Ernst & Young in Basel, zu berichten. "Diese Art von Wirtschaftsspionage - falls man dies so nennen kann - ist oft hausgemacht und gelangt gar nie an die Öffentlichkeit."
IBM: Tägliche Angriffe auf das System
Wirtschaftsspionage erfolgt heutzutage zunehmend via Computernetzwerke und Internet, das kann Ulrich Brügger, Informatiksicherheitsberater für IBM Schweiz, bestätigen: "Wir stellen fest, dass unsere Systeme praktisch täglich angegriffen werden. Seit dem Internetboom hat das rasant zugenommen. Dank unserem guten Erkennungssystem verzeichneten wir in letzter Zeit jedoch keine schwerwiegenden Vorfälle." Die Angriffe erfolgen laut Brügger einerseits von Hackergruppen - die aus Spass und gegenseitigem Wettbewerb den sogenannten "Firewall" (Abwehrsystem) eines Computersystems zu knacken versuchen - , oder von Hackern, die aus wirtschaftlichen oder kriminellen Gründen an Informationen beispielsweise einer Forschungsabteilung gelangen wollen. In der Schweiz befassen sich der Club der Informatik-Sicherheitsverantwortlichen CLUSIS sowie die Fachgruppe Sicherheit der Schweizerischen Informatikgesellschaft mit diesem Thema. Brügger, Vorstandsmitglied dieser Fachgruppe, weist darauf hin, dass es in vielen Netzwerken von Unternehmen noch Schwachstellen gibt. "Vor allem die Industrie ist sich der Gefahr eines Netzwerkangriffes bis jetzt noch nicht genügend bewusst. Sie sind überrascht, wenn ihre Maschinen zum Beispiel eins zu eins kopiert in Asien auftauchen." Banken und Versicherungen hätten dagegen früh die geeigneten Massnahmen ergriffen.
UBS: Alarmsystem weit über dem internationalen Standard
Für Banken stellen Überfälle und Einbrüche eine weitere Bedrohung dar. Sie gehörten laut Erich Schmid, stellvertretender Direktor der Sicherheitsabteilung "Corporate Security" der UBS, zu den "klassischen Risiken". Mit "nur" 30 Banküberfällen pro Jahr stehe die Schweiz international an der Spitze bzw. weist die geringste Überfallsrate weltweit auf. Hingegen sei die Beutesumme im Vergleich zum Ausland relativ hoch. Einbrüche in Schweizer Banktresore kamen bis heute noch nie vor. Grund: "Technisch gesehen stehen wir mit unseren Alarmsystemen weit über dem internationalen Standard."
Roche: Werkschutz und Informatikabteilung
Bei Roche in Basel ist der Werkschutz Teil des Sicherheits- und Umweltschutzbereichs, wobei die Informatiksicherheit grösstenteils von der Informatikabteilung selbst gewährleistet wird. Die "Security"-Abteilung, wie übrigens auch der gesamte übergeordnete Bereich, arbeitet kooperativ mit den Behörden und öffentlichen Stellen zusammen. Eindringlinge auf dem Werkgelände sind laut Pressesprecher Peter Wullschleger eine Seltenheit.
Wie reagieren die Unternehmen auf die möglichen Risiken?
Bei IBM Schweiz beschäftigen sich rund fünf Personen mit der Informatiksicherheit. Das Unternehmen versucht, mit technischen und organisatorischen Verfahren den neuen Risiken entgegenzutreten. So besitzt IBM ein Frühwarnsystem, das laufend weiterentwickelt wird. Sulzer legt grossen Wert auf Prävention und macht ihre Mitarbeiter auf Gefahren aufmerksam. "In den öffentlichen Verkehrsmitteln erfährt man einiges, wenn man die Ohren spitzt. Das sind sich viele Mitarbeiter nicht bewusst. Wertvolle Forschungsergebnisse werden ungeachtet kommuniziert", kritisiert von Stockar. Die Sicherheitsfachleute der UBS beobachten laufend die weltweiten Entwicklungen; daraus entsteht eine permanente Lagebeurteilung. Die Mitarbeiter der Roche müssen ihre Ausweiskarten sichtbar tragen und werden an den Eingängen kontrolliert. In Zukunft dürften die Netzwerk- und Virusangriffe auf Unternehmen weiter zunehmen, ist Informatikexperte Ulrich Brügger überzeugt. Auch für die UBS, Sulzer und Roche stehen künftig die Informatik-Bedrohungen im Zentrum.


"Cyberterrorismus" und "Cybercrime"
Mit der Revolution der Informationstechnologie, der explosionsartigen Ausdehnung des Internets und des weltweiten E-Mail-Verkehrs bieten sich den Wirtschaftsspionen heute neue, bisher ungeahnte Möglichkeiten. "Überall, wo besonders hochwertige Daten produziert werden oder aufbewahrt sind, besteht eine hohe Gefahr der Wirtschaftsspionage. Dies gilt besonders für hochentwickelte Wirtschaftsbranchen in der Industrie und in Finanzdienstleistungsbereichen", erklärt Paolo Bernasconi, Professor an der Hochschule St. Gallen und Experte für Wirtschaftskriminalität. Laut dem Staatsschutzbericht 1998 der Bundespolizei sind auch in der Schweiz "Cyberterrorismus" und "Cybercrime" mehr als nur "mediengerechte Schlagworte": "1998 haben verschiedene Fälle gezeigt, dass das Internet vermehrt für illegale Aktivitäten benützt wird und die Informationsinfrastruktur als Ganzes vermehrt Ziel von Angriffen ist."
Mehrere hundert Millionen Dollar
Amerikanische Wirtschaftsverbände gehen davon aus, dass in den USA durch Hacking und unerlaubte Datenweitergabe jedes Jahr Geschäftsgeheimnisse im Wert von mehreren Hundert Millionen Dollar entwendet werden. Für Europa ist von ähnlichen Zahlen auszugehen. Genaue Zahlen über Verluste durch Wirtschaftskriminalität in der Schweiz gibt es nicht. "Bei solchen Delikten ist die Zahl der nicht aufgedeckten und nicht angezeigten Fälle so gross, dass meines Erachtens fast jede Schätzung wertlos ist", kommentiert Bernasconi.
Links:
www.admin.ch/bap: Bundesamt für Polizeiwesen
www.cybercrime.gov: Internetseite des US-Justizministerium zum Thema Cyber-Verbrechen
www.sro-vqf.ch: Verein zur Qualitätssicherung im Bereich Finanzdienstleistungen
www.srb.ch: Schweiz. Stiftung für Risikoberatung
www.sicherheit99.ch: Fachmesse rund um die Sicherheit
www.siline.com: Informationsdienst für Sicherheit in Wirtschaft und Verwaltung
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    Fabrice Müller
    dipl. Journalist SAL
    Mitglied SVJ, BR

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